Eine Teilnehmerin unserer Erlebnisstunden berichtet:
Hinter den Kulissen von Zirkus Krone
Die Aufregung steigt, es ist 6.50 Uhr und ich stehe vor dem Tor des Zirkus Krone …Ganz ruhig ist es auf dem Zirkusgelände. Ich kann diese Ruhe kaum glauben, schließlich wohnen in der Zirkusstadt doch so viele Menschen und Tiere!
Gleich – um 7.00 Uhr – wird Martin Lacey (jr.) durch das Tor kommen, um uns abzuholen und wir werden mit ihm seine Löwen und Tiger füttern, yeah!
Mit mir gemeinsam warten vor dem Tor die kleine Levke und ihre Mutti Dana.
Wir sind alle drei sehr gespannt und in großer Vorfreude.
Punkt 7 Uhr geht das kleine Nebentor auf und der Mann, der mit den Löwen spricht (wie er auch genannt wird) kommt auf uns zu. Bekleidet mit Jeans und Anorakweste begrüßt er uns freundlich: „Guten Morgen“!
Durch dieses kleine Tor folgen wir dem Tierlehrer in das Areal des Zirkus. Wir legen unsere Rucksäcke in seinem Garderobenwagen ab und hören dann auch schon brüllende Löwen. Natürlich – sie haben Hunger! Es ist ihre Zeit für‘s Frühstuck! Das kenne ich von meinen Haustieren gut – nur brüllen diese großen Katzen früh mitten in der Stadt etwas lauter. Ganz kurz schaudert es mich und die Hände werden feucht vor Aufregung.
Aber dann gibt uns Martin Lacey Gummihandschuhe und wir dürfen in den Aussenbereich der Raubtiere. Nun sind die Tiere nur noch zwei Meter von uns entfernt und schauen uns direkt an. 26 wunderbare Tiere, die sonst in der Manage ihren Rudelchef nicht aus den Augen lassen.
Der Innenbereich der Tiere ist noch voll mit altem Streu, die Türen sind geöffnet und die Löwinnen sitzen im seitlich abgeteilten Bereich an der Seite. Entspannt schauen sie zu, wie wir in ihr Stübchen steigen und mit einem Schieber ihr Streu – also die alten Sägespäne –zusammenfegen.
Wie die Katzen zuhause freuen sie sich auch auf das frische Streu.
Wir drei – Levke, Dana und ich – sind mit Eifer und Spaß beim Fegen. Martin Lacey erklärt uns, was gemacht werden muss. Seine Tierpfleger helfen uns natürlich. Es ist ja ist eigentlich ihre Aufgabe. Jeden Morgen sind es die gleichen Abläufe. Von 7 bis 10 Uhr wird geputzt und gefüttert. Die Löwen und Tiger kennen jeden Arbeitsgang. Manche laufen hin und her, andere sitzen still und schauen uns bei der Arbeit zu. Weiter hinten aber wird auch mal wieder gebrüüüüüllt – weil es nicht schnell genug geht und der Hunger sehr groß ist! Ich bin fasziniert: Während ich im Innenbereich den Boden putze, schaut mir nur zwei Meter entfernt so ein schönes Tier bei der Arbeit zu. Da putzt man doch richtig gern – wenn auch mit viel Adrenalin im Blut!
Nach der Putzaktion werden die Tiere von den Tierpflegern schon so verteilt, dass jeder seine eigene Box hat. Denn gleich geht‘s ans Füttern und da verstehen Löwen und Tiger keinen Spaß! Jeder bekommt ein großes Stück Fleisch und will natürlich niemandem etwas abgeben. Und ganz wichtig: Bitte nicht zu nah kommen! Es könnte sein, der Löwe will noch einen Nachtisch .
Mit einer Schubkarre voll Futter nähern sich die Tierpfleger. So ein Batzen Fleisch kommt auf einen großen Spieß und dann lassen wir ihn dem Löwen durch einen Schlitz zukommen. Eineinhalb Meter entfernt wartet er schon mit Gebrüll oder aufgerissenem Maul. Endlich bekommt er sein Frühstück. Nachdem alle Tiere versorgt sind, wird es ganz ruhig um uns. Die Mäuler sind gestopft und jeder schmatzt an seinem Frühstück herum.
Martin Lacey meint, nun hätten auch wir eine Kaffeepause verdient!
Gemeinsam mit Thomas Lacey gehen wir zum Kantinenzirkuswagen und bekommen leckeren Kakao. Übrigens ist dieser Wagen auch gleichzeitig der Briefkasten für die Zirkusleute. Alle holen dort ihre Briefe ab.
Nach der Pause geht es zurück zu den Löwen durch die Zirkusstadt. Wir genießen das – schließlich hat man so etwas nicht alle Tage!
Wir ziehen unsere Gummihandschuhe wieder an – jetzt geht es weiter mit der Reinigung des Raubtierbereiches. Die Pfleger haben mit einem Wasserschlauch bereits alles abgespritzt und ein leichtes Desinfektionsmittel aufgetragen Auch das passiert jeden Tag. Im Inneren denke ich: So gründlich reinige ich das Katzenklo meiner zwei Hauskatzen nicht täglich!
Wir drei Besucher ziehen dann noch das Wasser ab, damit die Liegefläche der Tiere trocknen kann. Zum Schluss bringen die Pfleger die neuen Pakete mit Sägespänen und wir verteilen sie in den Boxen. Nun sieht alles ordentlich aus und die Löwen und Tiger dürfen rein. Auch das kenne ich gut von meinen Haustieren: Sie lieben es, wenn alles neu gemacht wurde. So geht es auch den großen Katzen von Martin Lacey. Nachdem sie wieder in ihrem Bereich sind, legen sie sich entspannt auf dem frischen Streu nieder.
Es ist sehr schön zu beobachten, dass wir Besucher wohl alles richtig gemacht haben! Die Tiere nehmen ihr Revier jedenfalls wieder freudig in Besitz.
Wir sind stolz und glücklich. So ganz nebenbei bekommen wir noch Antworten auf alle Fragen über Raubtiere, die wir Martin Lacey stellen.
Nun schauen wir gemeinsam in das Zirkuszelt: drei junge Löwinnen sind an diesem Vormittag mit dem Training dran.
Zuerst dürfen wir in die Manege. Die hohen Gitter umringen uns und wir sind da, wo sonst die Löwen sitzen. Es ist ein schönes, unbeschreibliches Gefühl, genau dort zu sein. Im Gang, der zur Manege führt, liegen drei junge Löwen ganz entspannt und schauen uns in ihrer „Spielmanege“ zu.
Die größte Lektion des Tages bekommt die kleine Levke, als Martin sie an die Hand nimmt und vor die junge Löwin stellt: „Rede mit ihr, bring ihr Respekt entgegen.“ Und so spricht Levke sie mit Namen an, redet mit ihr und hat was fürs Leben gelernt.
Denn Respekt ist das Zauberwort, das ja überall im Leben von Bedeutung ist. Das gilt auch hier im Umgang mit den Raubtieren.
Bei der Probe mit den drei Junglöwen dürfen wir beobachten, wie sich diese respektvolle Arbeitsweise auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier auswirkt. Da ist so viel Vertrauen, so viel Liebe, kein Druck, kein Zwang. Bei der Arbeit spielt der Einsatz der Stimme eine große Rolle – und Leckerli – kleine Fleischhappen. Es ist deutlich, wie die Tiere an allem Spaß haben.
Würde sich sonst eine Löwin freiwillig auf den Schoß des Tiertrainers legen und mit ihm Kopf-an-Kopf kuscheln?
Ein wunderbarer Vormittag im Zirkus Krone geht zu Ende und wir sind so glücklich, das erlebt zu haben.
Natürlich lassen wir uns die Vorstellung am Nachmittag nicht entgehen und sehen sie nach diesem besonderen Vormittag mit ganz anderen Augen.
Ich wünsche jedem Tier auf Erden – ja jedem Menschen – diesen respektvollen Umgang, den ich dort zwischen Mensch und Tier erlebte.
Vielen Dank lieber Martin Lacey (jr.) und dem Zirkus Krone für diese unvergesslichen Stunden hinter den Kulissen.